Der Aachener Stadtteil Rothe Erde ist seit über einem Jahrhundert von der Großindustrie geprägt. Gleichzeitig zeichnet sich seit Jahren ein struktureller Wandel des Produktionsstandortes ab, der durch die Aufgabe von klassischem produzierendem Gewerbe geprägt ist. Durch die Ende 2022 erfolgte Schließung des Reifenwerks der Continental AG mit seinen rund 2.000 Mitarbeitenden steht der Standort einmal mehr vor umfassenden Veränderungen. Die Stadt Aachen arbeitet intensiv an einer geeigneten Nachnutzungsstrategie, die zukunftsweisende, klimaverträgliche und nachhaltige Lösungen hin zu einer resilienten Transformation des Standortes fokussiert. Ziel ist die Schaffung sicherer wie zukunftsweisender Ersatzarbeitsplätze im Produktionsbereich sowie die Transformation in einen Gewerbestandort der Zukunft i.S. eines Modellstandorts "Urbane Produktion".
In den verschiedenen Gewerbegebieten der Stadt Aachen haben sich in den letzten Jahrzehnten unterschiedliche Schwerpunkte herausgebildet. Die Profilierung der Aachener Gewerbestandorte mindert Konkurrenzsituationen, fördert Synergien und die Ansiedlung von Unternehmen.
Die industriell-gewerbliche und produktionsorientierte Prägung des Standorts Rothe Erde ist im Zuge der Entwicklung beizubehalten. Gleichsam soll im Hinblick auf das Planungsziel der Schaffung eines "Modellstandortes für Urbane Produktion" die städtisch integrierte Lage des Standorts Rothe Erde berücksichtigt werden, um einer flächendeckenden Monofunktionalität entgegenzuwirken. Kleinteilig gemischte gewerbliche Nutzungsstrukturen sind an hierfür geeigneten Standorten grundsätzlich ebenso zu ermöglichen wie großformatige. Sich ergebende Herausforderungen sind in diesem Kontext u.a. immissionsschutztechnische Verträglichkeit und die Realisierbarkeit kleinräumiger gewerblicher Nutzungsmischung.
Nutzungskonzept
Die Erarbeitung des Nutzungs- sowie des aufbauenden Strukturkonzeptes soll in zwei konzeptionellen Szenarien - "Branchenschwerpunkt" und "branchenoffene Entwicklung" - erfolgen. Die spezifischen Potenziale und Risiken, Vor- und Nachteile der jeweiligen Ausrichtung sollen hinsichtlich ihrer Machbarkeit eruiert, einander gegenübergestellt und als Entscheidungsgrundlage in den Abwägungsprozess einfließen.
Für das Szenario "Branchenschwerpunkt" erfolgt eine Darstellung nach Wirtschaftszweigen im Zuge der im Sommer 2024 vorliegenden Bedarfsprognose.
Grundlage des Nutzungskonzepts ist, neben einer klassischen Grundlagenermittlung und Raumanalyse (aufsetzend auf vorliegenden Konzept Carpus + Partner), eine vertiefende Untersuchung der bestehenden wie perspektivischen Nutzungsstruktur für den Bereich der Potenzialflächen.
Ziel der Analyse ist die Erfassung spezifischer räumlicher Ansprüche (bspw. Flächenbedarfe und -zuschnitte) im Bestand als auch in der je nach Szenario perspektivischen Nutzungsstruktur und sich daraus ergebende mögliche Raumstrukturen. Elemente des Nutzungskonzeptes sind insb.:
- Inhaltlich-konzeptionelle Herleitung und Argumentation der Nutzungsszenarien, auch unter Berücksichtigung der Bestandsnutzungen
- Identifikation von Synergie- und Vernetzungspotenzialen
- Konzeption und inhaltliche Ausgestaltung "Modellstandort urbane Produktion"
- Rückkopplung mit Analyseergebnissen (Bestand + Standortpotenzial)
Im Prozess der räumlichen Ausarbeitung der Nutzungskonzeption in dem Strukturkonzept sind Rückkopplungen und Anpassungen vorzusehen.
Strukturkonzept
Aufbauend auf der Nutzungskonzeption und den darin herausgearbeiteten räumlichen Ansprüchen von Bestand und Entwicklungsschwerpunkt (Branchenschwerpunkt / branchenoffene Entwicklung) sind zwei entsprechende Szenarien des Strukturkonzeptes zu entwickeln und in enger Abstimmung mit der AG in einem kooperativen Verfahren auszuarbeiten. Dem Strukturkonzept nachgelagert ist die Ausschreibung eines Smart-City und Energiekonzepts.
Elemente des Strukturkonzepts sind u.a.:
- Flächenhafte, großmaßstäbige Darstellung von Nutzungsstruktur und Erschließungskonzept sowie städtebaulicher Integration des Standorts
- Bereichsbildung und Charakterisierung von Fokusräumen
- Vertiefende Bearbeitung des Konzepts für komplexere, im Prozess definierte Fokus räume (Identifikation und konzeptionelle Lösung ortsspezifischer Problemstellungen)
- Inhaltlich-konzeptionelle Herleitung und Argumentation der Nutzungsverteilung
- Identifikation möglicher Nutzungskonflikte und Synergien sowie entsprechende Handlungsempfehlungen
- Entwicklung und Darstellung von Maßnahmen für die strukturelle Verbesserung von Klimafunktionalität (Schutz und Anpassung), Mobilität, Aufenthaltsqualitäten, Erlebbarkeit, Nutzungskonflikten etc.
- Diskussion und Übertragung von Referenzen und Best-Practice-Beispielen (insb. urbane Produktion)
- Aussagen zur städtebaulichen Machbarkeit von städtisch-integrierten, urbanen Produktionsstrukturen und -formen, basierend auf den Nutzungsszenarien.